Kirche Unserer lieben Frauen Groitzsch

Stadtkirche Unserer lieben Frauen zu Groitzsch

Am Südrand der ehemaligen Groitzscher Burganlage steht auf einer Anhöhe über der Stadt die Kirche „Unserer lieben Frauen“ – kurz Frauenkirche zu Groitzsch. Die heutige Stadtkirche hat wohl ihren Ursprung in der Burgwartskirche, das lässt sich aus ihrer Lage auf dem Vorburggelände der ehemaligen Wiprechtsburg, außerhalb des Stadtzentrums, schließen. Die neue Kirchengalerie (Chronik) verweist auf Prof. Steche, der die Bauzeit des ältesten Teils in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts festlegt. Anzunehmen aber ist, dass es bereits zu Wiprechts Zeiten († 1124) einen Vorgängerbau, vielleicht eine Kirche aus Holz, gegeben haben könnte. Beim heutigen Bauwerk handelt es sich um eine dreischiffige Staffelhalle mit einem im Grundriss querrechteckigem Westturm. Dieser besitzt einen romanischen Kern und den quadratischen barocken Turmaufsatz mit Schweifhaube und offener Laterne.

Das Mauerwerk der Kirche besteht aus verputztem Sandstein und Backstein. Außen um die Kirche sind einfache Strebepfeiler angeordnet, der Chor ist gerade geschlossen. Chor und Kirchenschiff weisen hohe, einfache gotische Spitzbogenfenster auf. Am Turm, im Winkel zum Schiff, sind polygonale Treppentürmchen in neugotischer Form angebaut. Innen ist die gesamte Kirche Flach gedeckt. Das Mittelschiff ist von saalartiger Breite und es öffnet sich zu den Seitenschiffen mit jeweils zwei großen Rundbögen, die auf mächtigen Pfeilern mit Rundkantenstäben aufliegen. Der Chorabschluss ist mit einer schmalen Tonnenwölbung versehen. Die Frauenkirche ist immer wieder umgebaut wurden. Der Unterbau des Westturms und Teile des Chores sind, aus Zeitzer Sandstein sauber ausgeführt, wohl noch vom Ursprungsbau erhalten. Mit der Zerstörung der Vorburg 1224 dürfte auch die Kirche Schaden genommen haben und es erfolgte danach der Umbau zu einer Pfeilerbasilika, 1689 wurde sie zur Hallenkirche.

Der heutige Stadtturm am Markt, ist die ehemalige St. Aegydius-Kirche, die 1513 durch eine große Feuerbrunst zu Schaden kam; nur der Turm blieb erhalten. Dadurch konnte sie nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt werden. Die auf dem Vorburggelände schon vorhandene Marienkirche wurde somit im 16. Jahrhundert zur Stadtkirche. 1733 wurde der Westturm, der heute noch die Silhouette unserer Stadt bestimmt, neu gestaltet. Eine umfassende Erneuerung des Kircheninneren sowie eine Chorverlängerung wurden 1883/ 84 vorgenommen. Aus dieser Zeit stammen auch die neugotische Innenausstattung, die Sakristei, die Treppentürmchen an der  Westseite sowie die Buntglasfenster im Altarraum.

Weitere Innenerneuerungen fanden 1927 und 1947 (Kriegseinwirkungen) statt. Nach der Wende, in den Jahren 1993/ 94 wurden notwendige Instandsetzungsarbeiten durchgeführt: Neueindeckung des Daches, Putzarbeiten an den Außenfronten und farbliche Außengestaltung, Rekonstruktion der barocken Laternenhaube, Schleusenanschlüsse. Die restaurierte Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1884 und als Zeichnung das Motiv einer Lilie. Im Jahre 1989 wurde die Heizungsanlage der Kirche erneuert. 2005 begann man schließlich mit der Innenraumrenovierung, die mit der Orgelerneuerung 2007 weitgehend abgeschlossen wurde.

Altarraum und Ausstattung

Die Ausstattung ist einheitlich neugotisch gehalten und stammt aus der Zeit um 1884. Der Altar mit Kruzifix, Taufstein und Kanzel bestehen aus dunklem Eichenholz. Weiß gefasste barocke Schnitzfiguren (Ende 17. Jh.) stammen vermutlich vom barocken Kanzelaltar. Als Boten des alten und neuen Testaments zeugen an den beiden Pfeilern des Schiffes Moses mit den Tafeln des Dekalogs (10 Gebote) sowie Johannes der Täufer mit Kreuzstab, die in den 70er Jahren des 20. Jh. restauriert wurden.

Orgel

Die Orgel, die in der Turmhalle auf einer hölzernen Orgelempore steht, stammt aus der Zeit der Umbauten um 1884. Gebaut wurde das Instrument mit neugotischem Prospekt von Conrad Geißler aus Eilenburg. Die Orgel wurde zu Beginn der Sanierungsarbeiten von 2004 bis 2007 ausgelagert. Nach diversen Reparaturarbeiten wurde sie 2007 wieder eingebaut, gestimmt und ist nun wieder voll spielbar.

Aktuell (2019) wird die Orgel generalüberholt und in ihrer Disposition an das Original vor den Sanierungsarbeiten von 2004-07 angepasst. Die Arbeiten sind bis Dezember 2019 geplant.

Geläut

Die heutigen Glocken im Turm der Frauenkirche sind nicht mehr die ursprünglichen. Schon 1530 wurde ein aus vier Glocken bestehendes Geläut erwähnt, 1781 bestand dann ein Dreiergeläut. Die große Glocke wurde am 1. Dezember 1781 am alten Schießhaus umgegossen, am 10. Dezember wieder aufgezogen und 24 Stunden zur „Probe“ geläutet. Sie zersprang am 18.11.1828 beim Trauerläuten für die verstorbene Witwe des Königs Friedrich August. Darauf wurden alle drei Glocken durch die Gebrüder Ulrich aus Apolda umgegossen und am 21. September des Jahres 1830 wieder aufgezogen. Alle drei Bronzeglocken wurden im ErstenWeltkrieg eingeschmolzen. und 1918 durch die drei heutigen Stahlglocken ohne Krone ersetzt.Die Glocken können durch ein elektrisches Läutewerk bewegt werden. 

Text: Heimatverein Groitzsch mit Ergänzungen von Kai Rausch 2013
Fotos: Kai Rausch, Dietmar Schäfer