Andacht
Liebe Leser,
der alte Vater Isaak hebt die Hände auf den Kopf seines Sohnes Jakob und segnet ihn. Was hatte Jakob nicht alles für diesen Moment getan. Er hat betrogen und gelogen, seine Mutter zur Komplizin gemacht und seinen Bruder verloren. Doch das war es ihm wert. Und dann spricht Isaak die erhofften Worte und ordnet ihm alles unter: die Familie, die Stämme, Fluch und Segen. Es ist also etwas Universales an dem Vätersegen. Der nicht nur das eigene Kind, sondern das Wohlergehen des ganzen Volkes im Blick hat.
Der Monatsspruch für Juni besteht aus diesen Worten: Gott gebe dir vom Tau des Himmels und Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle. Tau vom Himmel: also Regen und Fruchtbarkeit direkt aus dem Himmel. Damit von Gott garantiert und verbürgt. Eine Regengarantie – die bräuchten wir auch. Dazu das Fett der Erde. Eine eigenartige Formulierung. Fettigkeit meint Reichhaltigkeit ganz ähnlich wie ein Essen durch den Fettgehalt reichhaltig wird. Auch Vielfalt und Üppigkeit ist damit gemeint. Es gibt auch eine Wortverwandtschaft zum Öl. Also der Schutz vor Hunger und auch hier die Absicherung des guten und ertragreichen Bestands der Erde. Und schließlich endet der erste Segensteil mit den Wünschen für Korn und Wein in Fülle. Das wirkt wie eine Dopplung, denn wenn die Erde fruchtbar ist, dann wird auch die Ernte der Weinberge und Felder gut sein. Doch es scheint wichtig, das zu erwähnen. Immer, wenn sich in der Bibel etwas doppelt, ist es eine besondere Stelle.
Und die Segenswünsche von Isaak sind tatsächlich doppeldeutig, denn sie haben auch einen sakramentalen, einen heiligen Untergrund: der Tau des Himmels, das steht für das Wasser der Taufe, die Fettigkeit, das Öl, für die Salbung im Segen und mit Wein und Brot (Korn) kommt auch das Abendmahl dazu. Der Segen zwischen den Generationen wünscht den Kindern, dass sie zu ihren alltäglichen Grundbedürfnissen, Gott dazuzählen. Dass er ein Teil ihres Lebens ist wie die Nahrung. Dass er ein Teil ihrer Seele ist wie der Segen auf dem Leben. Dass ER der Horizont ihrer Arbeit und ihrer Treue ist. Dass sich im Miteinander aus Gott und Mensch die Fülle des Lebens zeigt und halten und bewahren lässt. Und dafür möglichst kein hoher Preis bezahlt werden muss, wie es Jakob später erlebt. Was ihm nicht gehört, kann er auch nicht besitzen, sehr wohl aber dankbar mit seinen Möglichkeiten umgehen!
Das wünsche ich unserer jungen Generation, unseren Konfirmanden und für unsere Gemeinde!
Eine nicht zu heiße und gesegnete Sommerzeit und seien Sie ganz herzlich gegrüßt,
Ihre Pfarrerin Friederike Kaltofen