Andacht

Andacht

Liebe Leser, 

Kennen Sie: »Wer bin ich?« das ist ein beliebtes Spiel, bei dem einem Spieler ein Zettel aufgeklebt wird (meistens an die Stirn), auf dem ein Name oder ein Tier oder ein Beruf steht. Durch geschicktes Fragen an die Mitspieler muss der Zettelträger seine Identität herausbekommen. Daran musste ich denken beim Monatsspruch für den September: Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?

Das ist allerdings kein Spiel. Auf dem »Zettel« am Karfreitags-Kreuz steht: das ist der König für das jüdische Volk. Doch das ist nicht alles. Die Antworten der Bibel sind bunt: Christus ist der Retter, der Erlöser, der Messias, Gottes Sohn, der Wanderprediger, der Menschenfreund. Als Petrus sich nicht mehr sicher ist, tritt Jesus ganz direkt auf ihn zu und fragt auch ihn: Wer glaubst du, bin ich? Und da spürt Petrus, dass er Klartext reden muss und er antwortet: Du bist der Christus! Mit anderen Worten: Der Herr, der Meister, der, der Gott kennt, weil es sein Vater ist. Ein umfassender Vater: Quelle, Wurzel und Ursprung von mir selbst. Ein Teil von mir selbst.

Wenn ein Elternteil stirbt, erleben das manche Kinder so, als ob ein Teil von ihnen weggegangen und aus ihnen herausgebrochen ist. Und so innig und nahe steht Christus zu Gott und so kann auch ich selbst zu Christus stehen. Wir drücken das auch mit einem Verwandtschaftsverhältnis aus: Jesus ist wie mein Bruder. Damit bräuchte es auf der Welt überhaupt keine Einzelkinder und auch keine Einzelgänger mehr geben. Das ist das Faszinierende an Jesus für mich. Christus ist wie eine seelische, eine innere Verbindung zwischen den Menschen. Er schließt mit sich selbst die Stelle in der Kette zwischen den Menschen vor Gott. Er verbindet uns. Das ist gleichzeitig eine Form von Heilung, denn ein Verband legt sich über Wunden. Jesus ist für mich ein »Verbinder« in der doppelten Bedeutung: er verbindet Menschen zu Geschwistern und er macht Menschen heil. Er ist damit eine Art Arzt, der Seele und Körper zusammenhält und auf dem Weg zum Vater begleitet. 

Immer wieder fordert Jesus Menschen auf, ihre Haltung zu ihm herauszufinden. Und ich glaube, dass das wichtig ist für den eigenen Glauben. Ich kann nur von Jesus Christus sprechen, ihn erleben, wenn ich weiß, was er mir bedeutet.

Und wer ist Jesus Christus für Sie selbst, ganz persönlich? Wer sagt denn ihr, dass Christus sei? 

Gute Gedanken und eine gesegnete zweite Jahreshälfte wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Friederike Kaltofen